Auch jene, die sich nie zum Dichten berufen fühlten, kommen in die Situation ein eigenes Liebesgedicht schreiben zu wollen. Ihnen hilft diese Anleitung.
Sie sitzen in der Patsche: Ihnen ist klar, dass ein Liebesgedicht Ihnen sehr weiterhelfen könnte, Ihnen ist ebenfalls klar, dass es selbst geschrieben sein sollte, denn ein geklautes oder gekauftes wäre undiskutabel und stillos. Aber sie verfügen über keinerlei Erfahrung im Gedichteschreiben und fürchten, das Ergebnis könnte einfach nur peinlich sein. Hier die gute Nachricht: Liebesgedichte zu schreiben ist gar nicht so schwierig, man muss nur die Reime weglassen und auf allzu bekannte Klischees verzichten.
Was will man sagen?
Als erstes sollte man sich so genau wie möglich klar machen, was man aussagen möchte. Soll jemand überhaupt erst erfahren, dass er geliebt wird? Möchte man dazu schildern, wie man sich verliebt hat? Was am anderen liebenswert ist? Schaut man auf eine 25-jährige Beziehung zurück und möchte die schönsten Stunden Revue passieren lassen? Je genauer man weiß, worum es einem geht, um so leichter fällt der nächste Arbeitsschritt.
Material sammeln
Nun sammelt man das Material, eventuell mit der Hilfe eines Clusters. Man notiert alles, was man sich auch nur im entferntesten als Bestandteil des späteren Gedichtes vorstellen könnte. Keine Idee ist zu abwegig, erst einmal wird alles notiert. Aussortieren kann man später immer noch.
Lassen Sie sich beim Materialsammeln Zeit. Die ersten Ideen sind selten die besten. Wenn Sie glauben, dass Ihnen nun gar nichts mehr einfällt, lehnen Sie sich zurück und warten noch mal zehn Minuten (oder zwei Tage?) ab.
Inspiration
Um sich inspirieren zu lassen, sollte man sich ein paar Liebesgedichte näher anschauen. Am besten greift man zu einer Anthologie mit den Gedichten verschiedener Autoren aus unterschiedlichen Zeiten (zum Beispiel das Reclamheft „Deutsche Liebeslyrik"). Welche Ideen kann man sich für die Gestaltung des Gedichts dort abschauen? Sicherheitshalber sollte man erst nach der Materialsammlung zu den fremden Gedichten greifen, sonst werden auf Kosten des originellen Ausdrucks die eigenen Ideen zu stark von den fremden überlagert.
Kein Herz, kein Schmerz
Wichtig ist Folgendes: Verzichten Sie auf Reime. Wer im Reimen ungeübt ist, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit etwas produzieren, das so klingt, als ob es in eine Karnevals-Bütt gehört. Um Peinlichkeiten zu vermeiden, ist der Reimverzicht unumgänglich. Stattdessen kann man mit Refrains arbeiten. Egal, ob man nur regelmäßig eine Zeile oder eine Strophe wiederholt, die Wirkung ist einprägsam und liedhaft und das ganze Gedicht wirkt sofort sorgfältiger gestaltet, ausgearbeiteter.
Sehr penibel sollte man auch die Verwendung von Klischees im Auge behalten. Ein völlig klischeefreies Liebesgedicht zu schreiben wäre ... eine große Herausforderung. Aber wenigstens den gängigsten Kitsch sollte man rausstreichen. Kein Herz! Kein Schmerz!
Die Variante für alle Fälle
Wer an dieser Stelle an seinen dichterischen Fähigkeiten zweifelt, kann auf eine Variante zurückgreifen, die immer funktioniert. Man nehme sich das alte Lied „You're the cream in my coffee" zum Vorbild (gesungen unter anderem von Marlene Dietrich), darin heißt es „You're the cream in my coffee/ you're the salt in my stew ..." Eine witzige und federleichte Aufzählung dessen, was der andere einem bedeutet, kann jeder zusammenstellen - damit kann man nichts falsch machen. Einfach das Lied anhören und eigene Beispiele sammeln.