-- Intro --
Grüßt euch, heute mal ein ganz anderes Thema, fernab von kabbeleien, Spam-Beiträgen und Pfusch rund um das Hauptthema des Forums.
Ich möchte heute einfach mal anfangen über ein Thema zu sprechen das doch einige betrifft, aber keiner so richtig drüber sprechen möchte, schließlich möchte niemand angefeindet werden.
Es geht mir hierbei um mehrere Dinge. 1. Möchte ich einen Überblick verschaffen was das ganze heißt und wieso so etwas passiert, 2. Möchte ich auch über mich persönlich sprechen und 3. Möchte ich Trost spenden und Lösungswege aufzeigen.
Da wir aber hier über ein sehr sensibles Thema sprechen und davon auszugehen ist, dass dieses Thema über Suchmaschinen gefunden wird, und dann von Personen gelesen wird die gar nichts mit diesem Forum zu tun haben:
Wenn es dir wirklich sehr schlecht geht und du niemandem zum Sprechen hast, oder dich einfach niemandem aus deinem Bekanntenkreis anvertrauen möchtest, kannst du rund um die Uhr die Telefonseelsorge anrufen.
Diese erreichst du kostenlos unter 0800 1110222. Egal was heute passiert sein mag oder allgemein gerade passiert, es gibt für alles Lösungswege und du solltest auf jeden Fall mit jemandem darüber sprechen.
--- Kapitel 1 - Kopf kaputt, und jetzt? ---
Für viele mag es eine abstrakte Vorstellung sein, psychisch zu erkranken. "Wie soll denn sowas gehen? Mir würde so etwas nicht passieren!" oder auch gerne "Das haben wir früher einfach nur schlechte Laune genannt." sind Sätze die dann oft gehört werden.
Gerade die älteren Generationen können oft nicht damit umgehen, verstoßen sogar teilweise soziale Kontakte mit solchen Problemen. Schon vor 20 Jahren wurde das ganze erfasst und in der Serie "Sopranos" aufgefasst.
Dort gab es dann oft Szenen in denen der Protagonist Tony Soprano in Bedrängnis geriet, weil er eine Psychiaterin aufsuchte. Dabei gab es die verschiedensten Anfeindungen, über ein noch harmloses "Balla Balla?!" bis hin zur Vermutung Tony würde dort auspacken.
Im Gewerbe der organisierten Kriminalität schon fast ein Todesurteil mit Siegel ... 20 Jahre später, hat sich zwar einiges geändert, trotzdem läuft vieles nicht rund, ich spreche da aus meiner eigenen Erfahrung.
Hat jemand eine chronische Krankheit, z.B. Diabetes, ist das vollkommen akzeptiert, HIV im austherapierten Zustand auch kein Problem mehr, selbst cholerische Anfälle werden hingenommen, spricht aber jemand über Depressionen oder Burn-Out wird die Nase gerümpft.
Scheinbar liegt das an der fehlenden Vorstellungskraft vieler Menschen. Wir alle können uns vorstellen Bauchweh zu haben, die meisten von uns hatten auch schon mal einen Knochen gebrochen oder wurden genäht, aber wie ist das eigentlich im Kopf krank zu sein.
Frei nach dem Sprichwort "was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht" verweigern sich viele Leute dem was Sie sich nicht vorstellen können. So etwas ähnliches passiert auch häufig in der Diskussion um Religion und Wissenschaft.
Was der Mensch sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht erklären kann, dafür sucht er eine Abkürzung. Viele Menschen gehören nicht einer Religion an, weil Sie fest an deren Grundsätze und Leitfäden glauben, sondern weil Sie "etwas glauben" wollen.
Die häufigsten Reaktionen sind Häme, also das bereits oben genannte verneinen der Krankheit bzw. das bloßstellen des Kranken oder Mitleid, abhängig von Person zu Person aus gesellschaftlichem Druck gespielt oder aufgrund des Zugzwanges, man möchte ja nicht unhöflich erscheinen.
Was Häme bewirkt, ist klar, aber was bringt uns Mitleid. Beim gesellschaftlichen Druck (z.B., wenn es einen Arbeitskollegen betrifft), wird dann aufgrund mangelnder Kenntnisse angenommen dies würde dem Kranken helfen. In Wirklichkeit können aber nur die wenigstens damit etwas anfangen.
Der Zugzwang läuft ähnlich ab, äußert sich aber häufig auch durch das "zufällige" vermeiden der Person, wenn einem die Ideen ausgehen, was man machen könnte.
Es gibt viele Arten von psychischen Erkrankungen, das eine Muss mit dem anderen nichts zu tun haben. Ein chronischer Choleriker der in blinde Wut verfällt hat nicht unbedingt etwas mit einem depressiven und einsamen Menschen zu tun. Auch muss man einen wichtigen Grundsatz verstehen.
Die Symptome die durch eine Krankheit entstehen, sollten zwar behandelt werden, hauptsächlich muss aber die Ursache des Problems abgestellt werden. Erst dann verschwinden die Symptome. Das erscheint beim Lesen logisch, hat jemand das Bein gebrochen, richten wir das Bein und lassen es heilen.
Nebenbei gibt es Schmerztabletten und zwangsweise Bettruhe. Niemand von uns würde auf die Idee kommen einen Bruch unbehandelt zu lassen und der Person einfach auf Lebenszeit einen Rollstuhl und viele Schmerzmittel zukommen zu lassen, was machen wir aber mit den psychisch Erkrankten?
Trauriger Weise ist die moderne Medizin Heil- und Tod-bringer zugleich. Es gibt Menschen die sprechen wunderbar auf die Medikamente an, es gibt aber auch Menschen die sich kurz darauf mit einer noch schlechteren Lage konfrontiert fühlen. In jedem Fall ist es wichtig, den richtigen Arzt oder Ärztin zu finden.
Nicht alle Tabletten sind Gut oder Böse, nicht alle Ärzte desinteressiert oder Labertaschen. Die meisten Präparate die verabreicht werden, haben den Zweck die Stimmung entweder zu stabilisieren oder zu verbessern. Um zu verstehen, was hier passiert schweife ich kurz mal in die Biologie ab.
Unser Hirn funktioniert sowohl auf einer elektrischen als auch auf einer chemischen Basis. Das heißt kurz und bündig, in unserem Hirn arbeiten die Nerven mit Strom, werden aber auch z.B. von Hormonen und Botenstoffen beeinflusst.
Beispiel "Gras", es dockt nach der Aufnahme im Hirn an Punkte an, und sorgt so für mehr Glücksgefühle, Entspannung und Schmerzlinderung. Das habe ich jetzt mal super vereinfacht, als Beispiel, rührst du Kartoffelpüree aus der Tüte an, du schmeckst es ab und stellst fest: "schmeckt ja nach fast nichts", nun fügst du eine Prise Salz hinzu und siehe da, plötzlich passt es. Wir haben also nur einen kleinen Bestandteil eingefügt und dadurch eine große Wirkung bekommen.
Eine psychische Krankheit geht da meist in die andere Richtung, entweder durch fehlende Stoffe oder Reize oder durch Sachen die wir aktuell noch nicht erforscht haben.
Ganz vereinfacht, bei einer Depression spielt es erstmal keine Rolle ob das Konto voll ist, das Auto schön ist und das Wetter gut ist, sondern wenn ich mich ausgelaugt und antrieblos fühle, weil mich z.B. meine langjährige Freundin verlassen hat und ich nun alles hinterfrage. Zukunftsängste können das ganze noch verschlimmern.
Der Logik kann zwar gefolgt werden "du findest eine andere, mach dir keine Sorgen", aber die Gefühle sind hier als Reaktion einfach stärker.
TL;DR 1: In der heutigen Gesellschaft sind psychische Erkrankungen, abhängig vom sozialen Umfeld, meist noch verpönt oder werden ungläubig beachtet. Hilfe zu bekommen ist ein wichtiger Schritt, jedoch muss diese adäquat sein, und es sollte klar sein, dass hier ein Problem gelöst werden muss und nicht nur die Symptome gelindert werden müssen. Für viele Leute sind solche Erkrankungen nicht nachvollziehbar, oft fühlt man sich alleine, überfordert und hilflos, im Nachhinein sind das vielleicht alles nur Kleinigkeiten gewesen, aber zum damaligen Zeitpunkt furchtbare Probleme.
Wir Menschen sind soziale Wesen, daher sind wir sehr stark von unserem Umfeld abhängig. Zusätzlich muss nicht unbedingt die pure und reine Logik helfen, oftmals sind es Gefühlssachen.
--- Kapitel 2 - Meine Maske und ich ---
Wie bereits erwähnt haben viele Menschen (nachvollziehbarer Weise) ein Problem damit, mit Ihrer Erkrankung öffentlich umzugehen. Sie ziehen sich zurück, verfallen in alte Muster oder im schlimmsten Falle bekommen suizidale Gedanken.
Das ist für keinen leicht, weder für die betroffene Person, noch für das Umfeld. Ich fange jetzt einfach mal an über mich zu sprechen, alle Namen halte ich hier raus und am Ende des Tages habe ich so ein dickes Fell das ich mit dem Feedback sehr gut leben kann.
/** Hier war jetzt ein längerer Text über mein letztes Vierteljahrhundert, ich empfand es aber nicht als passend, das würde hier die falschen Signale senden**/
Fakt ist, durch eine große Verkettung bescheidener Umstände habe ich damals einen ziemlichen Knacks (mittlerweile 8 Jahre her) an die Birne bekommen und mich zurückgezogen. Das Problem war, das sowas niemand bei einem pubertierenden Jugendlichen ernst nimmt.
Ist ja auch nachvollziehbar, mit den ganzen Hormonen und Veränderungen im Leben. Der große Genickbruch war einfach hier, dass alle nur einzelne Bilder gesehen haben, statt das ganze Fotobuch. So hat zwar jeder mal etwas abgegeben, aber niemand das Ausmaß realisiert.
Gegipfelt ist das Ganze dann in einem Totalabsturz mit Psychosen und Depressionen sowie der körperlichen Schädigung durch zwei Bandscheibenvorfälle und starkes Übergewicht. Das hat sich dann längerfristig hingezogen.
Mein persönliches großes Problem bis heute ist, dass ich quasi immer lächle und mich um andere kümmere und keinen an mich heranlasse. Natürlich habe ich mich dafür auch in Behandlung befunden, habe das soweit auch eben gemacht wie es ging, bin aber mittlerweile an dem Punkt an dem mich die Krankenkasse nicht weiter unterstützen möchte, ich aber auch soweit auf einem guten und halbwegs gesichertem Weg befinde auf dem ich verweilen kann und mich um mein eigentliches Problem kümmern kann. Nichts was heute oder morgen gelöst ist, nichts worüber ich spreche, aber ich habe meine Probleme schon immer selbst gelöst, also geht es auch hierbei immer weiter.
Mittlerweile habe ich eine sogenannte Bi-Polare Störung, vereinfacht gesagt heißt das, das mein Hirn mit mir Achterbahn fährt. Jetzt geht es mir gut, gleich geht es mir schlecht, dann geht es mir wieder gut. Teilweise ausgelöst durch nichts, teilweise durch die falschen Worte oder Gedanken.
Manchmal tritt es für Wochen nicht auf und ich bin glücklich, manchmal Wechsel ich die Stimmung 20-mal am Tag. Das ist auch sehr belastend fürs soziale Umfeld, wenn du jemanden siehst der dir sagt alles ist gut, lächelt und dir zuhört, dann aber einfach Tränen laufen lässt.
Nur unter uns, was würdest du dann machen? Einfach weiterreden, fragen was los ist, obwohl du die Antwort kennst "Nee, ist alles gut, kennst du doch von mir." (Das kommt dann sogar glaubwürdig rüber!) oder würdest du anfangen die Person zu meiden, oder versuchen trotz den Beschwichtigungen zu bohren?
Glücklicherweise habe ich zwei Dinge gelernt. 1. "Morgen ist es besser" und 2. "Die kleinsten Dinge können große Effekte hervorrufen".
Ich kann jedem nur empfehlen dem es "jetzt" wirklich schlecht geht, nichts im Affekt zu entscheiden. Klar denkt man, dies oder das wäre eine einfache Lösung, ist es aber nicht.
Da hilft mir persönlich eins. Alles aus, Handy auf stumm und schlafen gehen. Selbst wenn es 16 Uhr nachmittags ist. Rollo zu, Kopf aus. In meiner "Akut-Phase" hat mir das oft geholfen, neben entsprechenden Medikamenten.
Natürlich hilft es auch ungemein sich selbst mitzuteilen. Entweder an die eigene Familie oder den Bekanntenkreis oder wenn es ganz akut ist, an die Telefonseelsorge.
Das kleine Dinge manchmal Wunder bewirken, ist nun auch eben ein Fakt. Ich habe 2010 jemandem in einem Spieleforum gefragt ob er mir ein (heruntergeladenes) französisches Minecraft Control-Panel aufsetzt, mittlerweile ist er mein bester Freund.
Er ist zwar eine Person mit der ich nicht jeden Tag zu tun habe, vielleicht manchmal Wochen oder Monate nicht, aber wenn ich ihn anrufe, hat er immer passende Worte für mich. Irgendwann liest er das hier, danke für alles mein Freund. Ich vergesse sowas nicht!
Stell sich einer mal vor ich hätte irgendeinen dummen Fehler gemacht. Wir wissen alle worüber ich spreche. Glaubt mir, auch dieser Punkt stand mal zur Debatte. Gott sei Dank bin ich dafür zu selbstkritisch. Das hätte nur mehr Leid verursacht, glaubt mir.
Natürlich ist auch danach viel Scheiße passiert, aber auch viel Gutes.
Soziale Kontakte sind für Menschen unfassbar wichtig. Meine langjährige (mittlerweile Ex-) Freundin hat das alles recht emotionslos aufgenommen. Zwar ab und zu mal versucht zu helfen, hatte aber da kein wirkliches Interesse dran.
Woran das lag, kann ich selbst nicht sagen. Wahrscheinlich einfach mit der Situation überfordert und hat das Ganze auch einfach nicht so ernst genommen. Die Frau war wirklich gut zu mir, ich hatte wirklich viele schöne Zeiten mit ihr und auch in schlechten Zeiten war sie da, aber gerade, wenn es um das Thema Psyche ging, war Sie einfach nicht anwesend. Ja, nicken, Mhhhmmm, ja. Das war so ungefähr was kam. Obwohl ihr Abgang ganz und gar nicht schön war (dafür hat sie sich mittlerweile entschuldigt, aber es gibt Dinge die einfach nicht mehr passen wollen) bin ich ihr trotzdem dankbar und hoffe das es ihr gut geht.
Ich meine es klingt doch schizophren Jahre mit einer Frau zu verbringen, ja sogar zusammen zu leben und zu arbeiten, nur um dann nach der Trennung zu sagen "war ne dumme Kuh". Ich glaube das haben viele Menschen einfach nicht verstanden.
Auch viele haben nicht verstanden das es vielleicht nicht die Freundin oder die eigene Mutter ist, die einen versteht, sondern möglicherweise jemand ganz anderes.
Meistens finde ich es erstaunlich wie viele Leute sich Interessen teilen und gleichzeitig an denselben Problemen arbeiten. Ich kenne über dieses Forum mindestens 7 Leute die genauso kaputt im Kopf sind, vielleicht sogar noch schlimmer als ich und die können einfach mit keinem reden. 4 davon kann ich meine Freunde nennen, mit denen tauscht man sich aus und dafür sind diese auch echt froh. Ich meine mittlerweile ist es ja schwierig eine soziale Beziehung über die üblichen Normen hinaus wachsen zu lassen.
Wem willst du denn sowas auch erzählen? Wie bereits oben geschrieben wirst du ausgegrenzt oder verhökert. Geheimnisse werden für jeden Schwipp-Schwager geöffnet oder bei der kleinsten Diskrepanz als Waffe genutzt. Ich frage mich da einfach, wie wenig Macht und Selbstwertgefühl muss ein Mensch haben um sich so besser zu fühlen, weil er damit "über einen Menschen bestimmen kann" oder sein Image angreifen kann. Ich meine, was ich über mich schreibe könnt ihr gerne alle wissen, schließlich ist das mein Bier. Mein Fell ist mittlerweile so dick und ich so distanziert von allem das ich damit leben kann.
Meine Signatur ist dem auch einfach dienlich. Ich will mich damit nicht profilieren oder arrogant wirken, aber ich bin mittlerweile so entfernt von den Angriffen von irgendwelchen Affen im Internet das ich da einfach drauf eingehe, weil es mir Spaß macht, wird es mir zu blöd antworte ich schon gar nicht mehr.
Zu meiner eigenen Therapie gehört das permanente reflektieren meiner Handlungen, das eingestehen von Fehlern sowie dem Versuch anderen Leuten Fehlern aufzuzeigen.
Das Ganze im Verbund mit meiner diskussionsfreudigen Art sowie der Liebe zu einem 16-Jahren alten Open-World Shooter treibt mich jeden Tag aufs Neue in dieses Forum.
TL;DR 2: Viele private Erfahrungen und private Ansichten, wichtig ist vor allem mit sich selbst ins Reine zu kommen und das Ganze zu akzeptieren. Erst danach kann man anfangen an sich und seinen Problemen zu arbeiten. Hilfe holen, Ruhe bewahren und mit viel Geduld immer "2 Schritte vor, 1 Schritt zurück".
Der Weg ist immer lang und steinig, für fast alle von uns, aber wie die Filmfigur "Rocky Balboa" schon schön erklärte "es kommt nicht darauf an wie hart du zuschlägst, sondern wie viele Schläge du einsteckst und trotzdem wieder aufstehst!". Mach immer weiter, egal was ist, denn am Ende wird es sich lohnen, nur das kannst du jetzt noch nicht verstehen. Ist leider so, nimm es einfach hin und vertrau mir da.
--- Kapitel 3 - Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen ---
Es ist jetzt erstmal egal, ob du selbst krank bist oder jemand aus deinen Kreisen. Es ist auch erstmal egal was er genau hat, wichtig ist, dass du die richtigen Rahmenbedingungen schaffst.
Wer glaubt er kann nicht helfen, der muss auch nicht helfen. Wir haben aber in Deutschland den schönen Paragraph 323C StGB (Unterlassene Hilfeleistung). Es ist zwar weit hergeholt, aber siehst du jemandem der sich selbst etwas antun will, hast du die Pflicht zu helfen. Wenigstens der Anruf bei der Rettungsleitstelle.
Ferner übertragen (ich kann es kaum glauben das ich sowas erklären muss), solltest du es aber in deinen eigenen Kreisen gar nicht so weit kommen lassen. Versuche Hilfe bei der Suche nach einem Therapeuten zu leisten, Gesprächspartner zu finden oder Symptome zu lindern.
Du glaubst gar nicht, was so ein "Wie geht es dir, was machst du?" aus dem nichts manchmal gut tun kann. Oder die Verabredung zum Essen.
Wenn du helfen kannst, noch besser, aber auch hier solltest du den Betroffenen bei einem ordentlichen Arzt vorstellig machen.
Dieses soziale Grundkonstrukt kann aber schon viel helfen, aufsammeln, kümmern, zuhören, ablenken, Symptome lindern.
Hast du also jemandem im Umfeld, oder bist selbst betroffen solltest du helfen bzw. dir helfen lassen.
Manchmal kann es sehr schwer sich zu öffnen, jemanden an sich heranzulassen.
Was hilft bei akuten Fällen:
*1 Aufsammeln und kümmern - Jemandem geht es schlecht? Nicht ignorieren, Aufmerksamkeit schenken! Dieses Zeichen von "hier ist jemand der dir hilft", bewirkt wahre Wunder. Das müssen keine großen Leistungen sein, Tempos holen oder essen machen reicht manchmal schon vollends aus.
(Natürlich dann auch beim Arzt vorstellig werden, das soll aber nicht heißen das jemand in die Notaufnahme verfrachtet werden muss.)
*2 Zuhören - Ich weiß, du hast wahrscheinlich besseres zu tun als das diese Person sich über Ihre Sorgen beklagt. Aber ehrlich, du kannst einer Person nur auf die Stirn schauen, nicht dahinter. Spricht sich jemand bei dir aus, ist das ein Zeichen des Vertrauens und zeitgleich, wenn wir ehrlich sind, wollen wir nicht alle mal Hilfe wenn es uns nicht blendend geht?
*3 Ablenken und Symptome lindern - Klingt blöd, klappt nicht bei allem und allen, bei manchen hilft es aber ihn aus seiner "Blase" zu entfernen. Dafür muss er auch wollen, auch wenn er es vielleicht erst 5. mal abgelehnt hat und beim 6. mal leise "Ja" sagt, ist das deutlich besser als das so hinzunehmen. (Man muss aber auch niemanden nötigen!)
Das muss ja kein Urlaub in Bolivien sein, wie wäre es mit was zu Essen außer Haus, vielleicht einem Besuch im Kino oder nur das herumkutschieren durch die Gegend. Vorsicht, wenn die Probleme Zuhause liegen, da kann die Ankunft am Abfahrtsort erneute Probleme verursachen.
Was sollte vermieden werden:
* Geheucheltes Interesse (spricht 4 Sätze, antwortet dann nicht mehr (gerade übers Handy beliebt.))
* Stress (Ja, die Wohnung ist nicht nach Plan geputzt worden, aber ist das so wichtig das man dafür jemanden in so einer Phase weiter belastet?)
* Ignoranz (Wenn ich selbst nicht helfen kann/will sollte ich mich wenigstens um Ersatz bemühen)
* Crashkurse (Es ist keine gute Idee jemandem der einen geliebten Menschen verloren hat Fotoalben o.ä. vorzulegen)
* Forcierung eines Weges (Ja, Tabletten sind vielleicht ein guter Anfang, eine zweite Ärztliche Meinung wäre aber auch nicht verkehrt)
Natürlich gibt es viele weitere Wege um zu helfen und weitere Punkte die vermieden werden sollten, ich versuche hier einfach mal ein riesiges Thema anzuschneiden, das schaffe auch ich nicht. Allein der obige Text hat mich bereits 2,5 Stunden gekostet.
Wichtig ist auch, dass wir uns über die Menschen unterhalten die andere ausnutzen. Das kommt auch immer mal wieder vor, dass jemand unterwegs ist um Mitleid zu erhaschen. Manchmal geht es den Leuten wirklich schlecht, häufig aber geht es darum einen Nutzen zu generieren.
Toll ist das nicht, man sollte so jemanden aber auch nicht damit konfrontieren. Einfach ausblenden lassen, ganz langsam und behutsam. Es ist mir egal, wenn ich an der Kasse im Supermarkt anstehe (mit vielleicht 8 Teilen) und es will sich eine Frau vordrängeln mit Ihrem ganzen Einkaufswagen mit der Begründung:
"Sie sei so gestresst, Ihr Mann hat diese Krankheit und liegt im Sterben und Sie hat keine Zeit zum Warten, Sie muss jetzt vor!" Sorry, aber was bringt das jetzt das Sie eine Minute schneller ist, und wer mir so locker flockig so einen harten Tobak serviert, der sucht doch nur nach Möglichkeiten an Vorteile zu kommen. (Persönliche Meinung!)
Geht mir halt dann am Popo vorbei wie Toilettenpapier. In diesem Falle habe ich die Frau dann angesehen und "hablo éspanol" gesagt, was "Ich spreche Spanisch" heißt. Was will Sie denn jetzt machen? Eine Szene das mir plötzlich einwandfreies und akzentfreies Deutsch bei der Kassiererin einfällt?
Auch Menschen die sich ausschließlich melden, wenn es Ihnen schlecht geht, ansonsten aber kein Interesse zeigen, machen einen gewissen Teil aus. Ich helfe immer gerne, von ganzem Herzen, das gilt auch fürs Forum, ich tausche mich gerne aus, versuche Rat und Trost beizusteuern, aber irgendwo ist mal gut, wenn man hier und da hilft, dann mal nachfragt wie es denn so läuft (im Normalzustand) und dann keine bis eine patzige Antwort bekommt. Man muss hier auch nicht auf Teufel komm raus seine Zeit verballern.
Ist man selbst betroffen, überkommt einem oft das Gefühl das man alleine sei oder dass es keine Hoffnung gäbe. Je nach Krankheit auch ganz was anderes. Wichtig ist, das man versteht das es Menschen da draußen gibt die einem helfen wollen, vielleicht sogar helfen können.
Das man nicht mit seinem Problem alleine ist und das sich alles irgendwann löst. Alles im Leben ist harte Arbeit, egal ob es der Beruf, die Freundin oder die Regeneration der psychischen Gesundheit ist. Das Motto ist klar, dranbleiben!
TL;DR 3: Selbst helfen ist die beste Lösung, geht das nicht kann man sich wenigstens um Ersatz kümmern. Man muss nicht um jeden Preis versuchen zu helfen man sollte aber auch niemanden ignorieren. Wer selbst betroffen ist sollte sich darüber im Klaren sein, das es nur eine Frage der Zeit ist, bis Hilfe kommt.
Solche Krankheiten kommen in Phasen und verschwinden erst mit der Lösung des eigentlichen Problems. Am Ende geht man um eine Erfahrung reicher und eine Lektion schlauer aus der Sache heraus und kann vielleicht so anderen Menschen sogar helfen.
--- Outro ---
Ich könnte hier noch stundenlang erzählen, von mir, von den Problemen anderer oder Leute erwähnen die mir geholfen haben.
Namen nenne ich keine, aber seid gewiss, ich vergesse sowas nicht.
Mit dem Thema hoffe ich einfach, Leuten die nicht so das ganze Thema öffentlich ansprechen können zu helfen, etwas Mut zu geben.
Zeitgleich will ich den Leuten die das im Bekanntenkreis haben etwas erklären und Hilfestellung geben.
Es gibt dazu abertausende Seiten im Netz, jede spricht von anderen Methoden. Ich kann und habe hier von meinen eigenen Erfahrungen berichtet, von meinem eigenen Leid und meinem eigenen Trost. Das ist bei jedem anders. Möglicherweise kam das ganze sogar etwas Repetitiv rüber.
Ich werde, wahrscheinlich, von Zeit zu Zeit mal wieder was Neues darüber schreiben oder auf mögliche Beiträge hier eingehen.
~ Bobby